Terre 2 Cultures

Jahr der Gründung der Organisation: 2018
Eigentümer/Gründer: Pauline Viaralet

Terre 2 Cultures (T2C) spielt eine zentrale Rolle bei der Überbrückung von zwei großen Lücken. Einerseits setzt es sich für marginalisierte Flüchtlinge ein und bietet ihnen die Möglichkeit, sich in die französische Gesellschaft zu integrieren. Zum anderen geht es um ein dringendes Problem in der Landwirtschaft: den Rückgang der Arbeitskräfte in ländlichen Gebieten, die von Entvölkerung betroffen sind.

Durch das Angebot von Arbeitsplätzen in der Landwirtschaft stellt T2C sicher, dass die Flüchtlinge nicht nur Arbeit, sondern auch einen Sinn und eine Gemeinschaft finden. Jeder Einzelne unter dem Dach von T2C profitiert von einem ganzheitlichen Ansatz, der soziale Unterstützung, maßgeschneiderte Unterbringung und sinnvolle Beschäftigung kombiniert. Damit ist T2C nicht nur eine Vereinigung, sondern auch ein einflussreicher wirtschaftlicher und sozialer Katalysator, der die ländlichen Gebiete aktiv verjüngt und entwickelt.

Allgemeine Beschreibung der Organisation und ihrer Tätigkeiten

Terre 2 Cultures (T2C) unterstützt Neuankömmlinge, insbesondere Flüchtlinge, bei der Integration in Frankreich durch eine Beschäftigung in der Landwirtschaft. Zu diesem Zweck schlägt T2C vor, Landwirte und Unternehmen der Agrar- und Ernährungswirtschaft mit Flüchtlingen in Kontakt zu bringen, die einen echten Wunsch geäußert haben, in diesem Bereich zu arbeiten. 

Das Team besucht regelmäßig jeden Standort, um die betreuten Personen, die Bedürfnisse der Landwirte und das lokale Netz von Vereinen und Freiwilligen zu beobachten. T2C führt Maßnahmen durch, die dazu beitragen, die Hindernisse für die Integration dieser Menschen in die französische Gesellschaft zu beseitigen.

Zu diesem Zweck entwickelt T2C 5 Aktionsbereiche, um eine erfolgreiche Integration in den betroffenen Gebieten zu gewährleisten: 

  • Unterstützung bei der Suche nach Arbeit und Unterkunft 
  • Sozialpädagogische Unterstützung beim Zugang zu Rechten und zur Gesundheitsversorgung 
  • Interkulturelle Unterstützung 
  • Unterstützung beim Zugang zu Wohnraum 
  • Stärkung der Unabhängigkeit im täglichen Leben

Anzahl der Arbeitnehmer und Migrant:innen der Organisation

7 Mitarbeiter:innen, die ein multidisziplinäres und multikulturelles Team bilden, wurden nach und nach eingestellt, um die Unterstützung für diese Menschen zu verstärken. Herkunftsland der Arbeitsmigranten: Afghanistan, Kongo, Tibet, Ukraine.

Präsentation der durchgeführten Initiative(n)

Gründe und Motivationen für die Integrationsinitiative mit Migrant:innen

Der Agrarsektor in Frankreich ist seit jeher ein Leuchtturm der Solidarität, der Migrant:innen aktiv unterstützt. Mit mehr als einem Jahrhundert Erfahrung im Umgang mit der ausländischen Bevölkerung verfügt sie über einzigartige Vorteile, die es in anderen Berufszweigen nicht gibt. Zu diesen Vorteilen gehören eine tief verwurzelte Vertrautheit mit Nicht-Französischsprachigen und ein bewährtes Konzept für Ausbildung und Integration. Vor allem die Landwirt:innen zeigen Geduld und Verständnis, denn sie wissen, dass Neuankömmlinge, egal ob Ausländer:in oder nicht, in der Regel nur zwei Wochen für eine effektive Integration benötigen.

Außerdem ist es wichtig, die unterschiedlichen Hintergründe der Flüchtlinge zu verstehen. Während beispielsweise die ersten Flüchtlingswellen aus Konfliktgebieten oft aus der Elite, wie Ingenieuren und Ärzten, bestehen, gibt es auch einen bedeutenden Zustrom von Menschen mit ländlichem Hintergrund, wie den Pachtouns und Afghanen. Diese Menschen mit ihren landwirtschaftlichen Wurzeln und den praktischen Erfahrungen, die sie auf ihrer Reise nach Frankreich gesammelt haben, bringen unschätzbares Fachwissen mit.

Die COVID-Pandemie führte zu Kampagnen, die die Bedeutung der Landwirtschaft betonten und suggerierten, dass jeder, der die körperlichen Voraussetzungen mitbringt, einen Beitrag leisten kann. Die Realität unterstreicht jedoch die Notwendigkeit spezifischer Fähigkeiten und Erfahrungen, was die Landwirtschaft zu einem positiven und gefragten Bereich macht. Viele Flüchtlinge suchen nicht das hektische Stadtleben, sondern sehnen sich nach Ruhe. Die Beschäftigung mit der Natur ist für sie nicht nur eine Beschäftigung, sondern ein therapeutischer Prozess, der es ihnen ermöglicht, sich zu verbinden, sich zu erden und sich räumlich und zeitlich neu zu orientieren.

Zahl der Arbeitnehmer und Zahl der an der Integrationsinitiative beteiligten

300 Flüchtlinge haben seit der Gründung von Terre 2 Cultures im Dezember 2018 von dem globalen Unterstützungsprogramm profitiert. 16 Landwirt:innen sind Partner des Vereins geworden und bieten den unterstützten Flüchtlingen Arbeit (befristete und unbefristete Verträge) und Unterkunft. Sie betreuen durchschnittlich 130 Migranten pro Jahr.

Externe Beteiligte, falls zutreffend

TERRE 2 CULTURES hat die Unterstützung und Finanzierung von einigen wichtigen Akteuren erhalten, was die erfolgreiche Umsetzung seiner Initiativen gewährleistet. Es wurden Kooperationen mit DIAN, DIAIR und DETS (dekonzentrierte lokale Behörden der Regierung) aufgebaut.

Beschreibung des Inklusionsprozesses Schritt für Schritt

TERRE 2 CULTURES wendet einen detaillierten Eingliederungsprozess an, der auf eine erfolgreiche Integration von Flüchtlingen in den Agrarsektor zugeschnitten ist.

Der Prozess beginnt mit einem systematischen Ansatz, bei dem eingehende Gespräche mit potenziellen Kandidaten geführt werden. Diese Gespräche zielen darauf ab, Flüchtlinge und Landwirt:innen auf der Grundlage ihrer Fähigkeiten, Profile und Beschäftigungserwartungen zusammenzubringen. Einige Flüchtlinge bringen spezielle Fähigkeiten mit, während andere eine kurzfristige Beschäftigung zur sofortigen finanziellen Entlastung suchen.

Nach der Vermittlung unterschreibt der Flüchtling einen Standard-Arbeitsvertrag. Gleichzeitig wird die Unterbringung geregelt. Diese reichen von Sozialwohnungen bis hin zu Unterkünften, die direkt vom Arbeitgeber zur Verfügung gestellt werden. In einigen Fällen mietet der Verein Immobilien an, die dann an Flüchtlinge untervermietet werden. Dies ist besonders in Regionen mit rechtsextremen Tendenzen wichtig, um Sicherheit und Akzeptanz für die Flüchtlinge zu gewährleisten.

Der Beschäftigungserfolg ist offensichtlich: 10 % der befragten Flüchtlinge haben durch diese Initiative einen Arbeitsplatz gefunden. Über die reine Beschäftigung hinaus bietet der Verein kontinuierliche Unterstützung an. Dazu gehört eine eigene WhatsApp-Gruppe, die die Kommunikation mit dem gesamten Team erleichtert. Monatlich werden Besuche vor Ort durchgeführt, um das Wohlbefinden und die Integration der Flüchtlinge sicherzustellen. Darüber hinaus werden administrative Unterstützung, Zugang zu medizinischer Versorgung, kulturelle Exkursionen, Ausflüge in die Natur, Erkundungen des kulturellen Erbes und Freizeitaktivitäten angeboten, um die Integration weiter zu verbessern.

Auswirkungen der Initiativen

Hauptauswirkungen auf das Management multikultureller Teams

Die Initiativen von TERRE 2 CULTURES haben das Leben vieler Flüchtlinge verändert und ihnen nicht nur eine Beschäftigung, sondern auch die Chance auf ein neues Leben gegeben. Ein Beispiel dafür ist der Fall von Yacine, einem 23-Jährigen, der bei seiner Ankunft mit PTBS und Sprachbarrieren zu kämpfen hatte. Seine anfängliche Schüchternheit und Zurückhaltung waren offensichtlich, aber mit der richtigen Unterstützung und Anleitung vollzog er eine bemerkenswerte Wandlung. Innerhalb eines Jahres wurde er selbstbewusster, lernte Französisch und wurde zu einer lebensfrohen Persönlichkeit. Heute ist er seit über vier Jahren fest angestelltes Mitglied der Vereinigung. Solche Geschichten unterstreichen die tiefgreifenden Auswirkungen auf die berufliche Eingliederung, die die Organisation erreicht hat, indem sie das Leben von Flüchtlingen verändert und sie in die Lage versetzt, einen sinnvollen Beitrag zum französischen Agrarsektor zu leisten.

Hauptauswirkungen auf die berufliche Eingliederung

Bei der beruflichen Eingliederung geht es nicht nur um die Bereitstellung von Arbeitsplätzen, sondern auch darum, dass der Einzelne in seine Rolle integriert wird, so dass er sich entfalten und einen wirksamen Beitrag leisten kann. Die Initiativen von TERRE 2 CULTURES sind ein Beweis für die tiefgreifenden Auswirkungen der beruflichen Eingliederung. Die Geschichte von Yacine ist ein Beispiel für diese Wirkung. Einst ein junger Mann, der mit den Herausforderungen von PTBS und Sprachbarrieren zu kämpfen hatte, verwandelte er sich in einen selbstbewussten Menschen, der die französische Sprache beherrscht und sich aktiv an seinem Arbeitsplatz einbringt. Sein Weg von einem introvertierten Menschen zu einem fest angestellten Mitglied der Vereinigung seit über vier Jahren zeigt die transformative Kraft eines integrativen Arbeitsumfelds. Doch Yacines Geschichte ist kein Einzelfall. Die Bemühungen der Vereinigung, Flüchtlinge mit geeigneten Stellen zusammenzubringen, sie kontinuierlich zu unterstützen und für ihr Wohlergehen zu sorgen, haben zu einer echten beruflichen Eingliederung geführt, bei der Flüchtlinge nicht nur Angestellte, sondern geschätzte Mitglieder ihrer jeweiligen Organisationen und Gemeinschaften sind.

Hauptauswirkungen auf die soziale Eingliederung

Neben der Beschäftigung konzentrieren sich die Initiativen auch auf Aspekte der sozialen Integration. Flüchtlinge, die anfangs vielleicht als Neuankömmlinge betrachtet werden, werden nach und nach stärker in die lokalen Gemeinschaften eingebunden. Die Erfahrung von Yacine ist ein Beispiel dafür: Neben seiner Arbeit trieb er Sport, nahm Französischunterricht und trainierte Boxen. Seine Beziehung zum Mitbegründer und seine Interaktionen mit den Freiwilligen zeigen, welche sozialen Bindungen er entwickelt hat. Das Programm zielt darauf ab, über die reine Arbeit hinauszugehen; es legt Wert darauf, die Flüchtlinge mit den örtlichen Gepflogenheiten vertraut zu machen und Beziehungen aufzubauen. Der Verein unterstützt dies durch konsequente Betreuung, kulturelle Ausflüge und Freizeitaktivitäten und hilft den Flüchtlingen nicht nur bei der Arbeit, sondern auch bei der Eingewöhnung und Integration in die lokale Gemeinschaft.

Gestellte Herausforderungen und deren Bewältigung

Eine große Herausforderung waren die unterschiedlichen Hintergründe der Flüchtlinge. Während einige aufgrund der erlittenen Traumata zunächst intensive Unterstützung benötigen, haben andere andere Bedürfnisse. Die Vereinigung begegnete dem mit einer individuellen Betreuung, die sicherstellte, dass die einzigartige Reise eines jeden Flüchtlings erkannt und berücksichtigt wurde.

Herausforderungen, nicht ich und warum

Sprachbarrieren bleiben eine Herausforderung. Viele Flüchtlinge können sich zwar auf Französisch verständigen, aber die Beherrschung der Sprache, insbesondere der landwirtschaftlichen Fachbegriffe, ist ein ständiger Prozess.

Logistik

Logistische Transporte vom Haus zur Arbeit

Die Logistik für den Transport der Flüchtlinge von ihrem Wohnort zur Arbeit ist je nach Ort sehr unterschiedlich. In einigen Gebieten dienen Roller und Fahrräder als Haupttransportmittel, während in anderen Gebieten Shuttlebusse eingesetzt werden. Herausforderungen ergeben sich jedoch in abgelegenen Regionen, in denen die üblichen Transportmöglichkeiten möglicherweise nicht so leicht zugänglich sind.

Material und Personal:

Die Beschaffung von Materialien und die Bereitstellung von Humanressourcen ist eine gemeinsame Anstrengung, die häufig Konsultationen mit den Regierungen der verschiedenen Länder erfordert. In Ländern wie Deutschland wird Asylbewerbern das Recht auf Arbeit zuerkannt, was bei der Zuweisung von Ressourcen hilfreich ist.

Zeit/Arbeitsaufwand

Diese Parameter sind dynamisch und werden auf der Grundlage der spezifischen Bedürfnisse der Flüchtlinge, der Anforderungen der Aufgabenbereiche und der verfügbaren Ressourcen angepasst. Der Verband stellt sicher, dass die Arbeitsbelastung überschaubar ist.

Kosten

Es gibt keine spezifischen Kosten zu präsentieren, da sie optimiert werden, um die Nachhaltigkeit der Initiativen zu gewährleisten.

Ausbildungsfragen

Schulungen zum Umgang mit Migrant:innen je nach Rolle

Im Umgang mit Migrant:innen sind die Ausbildungsanforderungen je nach Rolle unterschiedlich. Für Rollen wie Eigentümer:in oder Vorarbeiter:in besteht ein ausgeprägter Bedarf an einer Ausbildung in Sozialarbeit. Dies ist wichtig, um die besonderen Herausforderungen und Hintergründe von Migranten zu verstehen. Darüber hinaus kann es von unschätzbarem Wert sein, Gleichgesinnte als Helfer:innen zu haben, insbesondere Flüchtlinge, die einen ähnlichen Weg hinter sich haben. Diese Peer-Helfer geben Einblicke, tauschen Erfahrungen aus und bieten Beratung in einer Art und Weise, die bei neuen Migranten auf große Resonanz stößt. Angesichts des landwirtschaftlichen Schwerpunkts der Vereinigung ist die Vermittlung von landwirtschaftlichem Wissen von größter Bedeutung. Dadurch wird sichergestellt, dass Migrant:innen, unabhängig von ihrer Rolle, ein grundlegendes Verständnis des Sektors, seiner Praktiken und Erwartungen haben.

Auf Migrant:innen ausgerichteter Ausbildungsbedarf

Die Landwirt:innen, die bei dieser Initiative an vorderster Front stehen, ziehen es häufig vor, die Schulungen selbst durchzuführen. Sie sind der Meinung, dass die Nuancen und Besonderheiten des Hintergrunds eines jede/n Migrant:in einen maßgeschneiderten Ansatz erfordern, der am besten persönlich vermittelt wird. Es wurden jedoch Lücken in den Schulungsmodulen festgestellt. Es besteht ein Bedarf an Schulungen in Bereichen wie Traktorbedienung, Mechanik und Umgang mit Pflanzenschutzmitteln. Eine Herausforderung ist die Alphabetisierung, da viele Migrant:innen aus Verhältnissen kommen, in denen es keine oder nur eine geringe formale Bildung gab. Daher müssen die Schulungsmodule intuitiv und praxisorientiert sein und diesen Problemen Rechnung tragen.

Ausbildungsbedarf für einheimische Arbeitnehmer:innen in Arbeitsteilung mit Migrant:innen

Für einheimische Arbeitnehmer:innen, die mit Migrant:innen zusammenarbeiten, ist der Schulungsbedarf ein anderer. Das Hauptaugenmerk liegt auf der Förderung des Verständnisses, der Zusammenarbeit und der Gewährleistung einer nahtlosen Kommunikation. Angesichts der unterschiedlichen Hintergründe der Migrant:innen werden die nationalen Mitarbeiter:innen darin geschult, kulturell sensibel, geduldig und entgegenkommend zu sein. Workshops zu Teamdynamik, Konfliktlösung und effektiver Kommunikation sind unerlässlich. Darüber hinaus hilft das Verständnis der allgemeinen Ziele der Initiative, der Herausforderungen, mit denen die Migrant:innen konfrontiert waren, und des Wertes, den sie in die Arbeit einbringen, den nationalen Mitarbeiter:innen, über die Arbeit hinaus zu sehen und die größeren sozialen Auswirkungen zu schätzen.

Vorschläge und Ratschläge der befragten Person

Einer der wichtigsten Ratschläge der Befragten ist, den Landwirt:innen uneingeschränktes Vertrauen zu schenken. Diese Agrarexperten haben eine lange Tradition in der Aufnahme und Integration von Neuankömmlingen und nutzen ihre Erfahrungen und Erkenntnisse, um einen reibungslosen Übergang zu gewährleisten. Ihr praktischer Ansatz und ihr tiefes Verständnis des Feldes machen sie für diese Initiative von unschätzbarem Wert.

Außerdem ist es wichtig zu erkennen, dass Flüchtlinge keine Kinder sind. Sie bringen eine Fülle von Erfahrungen, Fähigkeiten und Widerstandsfähigkeit mit. Es kann kontraproduktiv sein, nur Schulungen anzubieten, vor allem, wenn diese als herablassend empfunden werden. Es ist wichtig, einen kolonialistischen Ansatz bei der Bildung zu vermeiden und stattdessen die inhärenten Fähigkeiten dieser Menschen anzuerkennen. Jeder Flüchtling ist integrierbar und beschäftigungsfähig, und es ist wichtig, ihnen mit Respekt, Würde und Verständnis für ihr Potenzial zu begegnen.